Helen Matthey, eine ehemalige Freiwillige aus dem Projekt ANDAS in Kolumbien berichtet von Spendenaktion, Projektzielen und ihrem erneuten Besuch im Projekt im November 2013:

Der Verein Lebenskünstler e.V. veranstaltete im Juni und Juli 2013 sein erstes Projekt in Leipzig. So wurde diesen Sommer gleich vier Mal das Stück „Familienportrait“ (Denise Bonal) von der Leipziger Theatergruppe in der Inszenierung von Julia Berger aufgeführt. Im Verlauf der Abende konnte ich als ehemalige freiwillige Mitarbeiterin die Frauenschule Mujeres Tejedoras de Vida por la Paz (Weberinnen des Lebens für den Frieden) in Bogotá, Kolumbien, vorstellen, für die im Anschluss Spenden gesammelt wurde.

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Die Theateraufführung war an allen vier Terminen gut besucht. Die herausragende Leistung der Schauspielerinnen und Schauspieler, ihre ansteckende Freude am Spiel und der groteske Humor des eigentlich mit einem ernsthaften Thema belegten Stücks – Familienprobleme und (Alltags)Rassismus – begeisterte das Publikum.

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Die Aufführung in der Kulturlounge am 04.07. war dabei sicherlich der Höhepunkt, nicht nur, weil sie mit Abstand am besten besucht war und die Theatergruppe in Höchstform auftrat, sondern auch, weil es sich um einen Open-Air Auftritt bei bestem Sommerwetter handelte. Abgerundet wurde der Abend außerdem mit einer After-Show Party, bei der DJ Max für den guten Zweck Musik vom Feinsten auflegte und bis tief in die Nacht die Tanzfläche füllte. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank dafür. Ein weiterer Dank gilt Pierre, dem Betreiber der Kulturlounge, der von dem Getränkeverkauf dieses Abends ebenso einen beachtlichen Anteil an die Escuela spendete.

Vor- beziehungsweise nach den Auftritten hatten Lebenskünstler und ich jeweils das Wort, um den Verein und das Projekt, bei dem ich im Rahmen einer Feldforschung für meine Abschlussarbeit mitwirkte, vorzustellen.

Die Frauenschule Mujeres Tejedoras de Vida por la Paz ist eins der Projekte der kolumbianischen Menschenrechts-NRO ANDAS (Asociación Nacional de Ayuda Solidaria – Nationale Vereinigung solidarischer Hilfe). Sie bietet den Opfern der politischen Gewalt in Kolumbien, insbesondere Vertriebenen, Unterstützung. Eine ihrer Hilfeleistungen ist ein Workshop, der Frauen über Menschenrechte im Allgemeinen, insbesondere aber über ihre Sozialrechte als Frauen aufklärt und nach der traumatischen Erfahrung der Vertreibung zu einer Stärkung ihres Selbstbewusstsein beiträgt.
Die Klasse, die mit den Spendengeldern von Lebenskünstler finanziell unterstützt wurde, habe ich im Frühjahr 2013 begleitet. Von Januar bis Oktober nahmen etwa 15 Frauen an den wöchentlichen Sitzungen teil. Die von der Theatergruppe erspielten Spenden konnten letztlich zu 100% an die Mujeres Tejedoras de Vida por la Paz übergeben werden und die Durchführung dieses Schulturnus ermöglichen. Die Gelder wurden für die Transportkosten der Teilnehmerinnen zur Schule, für Materialkosten und für die Mitwirkung der Frauen an diversen externen Veranstaltungen verwendet.

Nach den Auftritten hatte das Publikum jeweils die Möglichkeit, sich am Informationstisch über Lebenskünstler zu informieren sowie Diskussionen zu führen. Die geführten Gespräche zeigten, dass die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer das erste Mal von den gravierenden Auswirkungen des kolumbianischen Konflikts hörten. Ihr großes Interesse zeigte mir die Bedeutung der Vermittlung solcher in den hiesigen Medien kaum thematisierten Problematiken. Somit waren der Vortrag und die Spendenaktion im Rahmen des kurzweiligen Theaterstücks in vielerlei Hinsicht von Erfolg gekrönt.

Dies zeigte sich weiterhin in der Freude über die finanzielle Unterstützung, die mir ANDAS bei einem weiteren Kolumbienaufenthalt im Herbst des vergangenen Jahres persönlich ausdrückte. Während meines vierwöchigen Aufenthalts hatte ich die Möglichkeit, einige rückblickende Stimmen der Teilnehmerinnen und der OrganisatorInnen der Escuela einzufangen. Es war spannend zu erfahren, welche Rolle die Escuela sowohl als sozialer Treffpunkt als auch als Lernort für die Betroffenen spielt(e). Außerdem war es eine schöne Erfahrung zu sehen, dass die gesammelten Spenden die Umsetzung dieses Projekts sehr erleichtern konnten.

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Danke also an Lebenskünstler für ihr Engagement, an die Theatergruppe für ihre Bereitschaft, ihr Stück zu Gunsten der Mujeres aufzuführen und an alle weiteren Mitwirkenden, insbesondere aber dem Publikum für Ihre großzügigen Spenden!


Text: Helen Matthey
Fotos: Lydia Enssle
(Deutschland), Helen Matthey (Kolumbien)

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